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Erfahrungen mit Schulungen

Was will man erreichen?

Die Frage, was genau man erreichen will, ist von grundlegender Bedeutung für die Bewertung, wie gut eine Schulung war. Und schon bei dieser Festlegung muss man Kompromisse eingehen:

Je nachdem, wie man diese Fragen beantwortet, wird man zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Was die "beste" Kombination ist, mag dabei durchaus von der Kompetenz und dem Charakter des Dozenten abhängen. Der eine beantwortet mit einer Engelsgeduld "überflüssige" Fragen, der andere möchte lieber hochwertiges Wissen vermitteln.

der Standpunkt des Verfassers

Ohne andere Ziele damit herabwürdigen zu wollen, sondern als Denkanstoß und zum besseren Verständnis der Inhalte dieser Website folgt nun die Haltung des Verfassers zu diesen Fragen:

inhaltliche Strategie

Der Erfolg einer OpenPGP-Schulung scheint nicht so sehr an der technischen Kompetenz des Dozenten zu hängen, sondern vor allem an der richtigen Auswahl der zu vermittelnden Informationen. Erfolg ist dabei dahingehend zu verstehen, dass sich im IT-Leben der Teilnehmer konkret und dauerhaft etwas ändert, also etwa, dass sie mehr machen als vorher oder dass sie das, was sie schon vorher gemacht haben, in einer Weise besser verstehen, die Auswirkung auf die Nutzung der Technik hat. Eine Wüste von letztlich unproduktivem Halbwissen zu hinterlassen, kann meines Erachtens jedenfalls für Anfängerschulungen kein Ziel sein. Die Auswahl der Informationen umfasst ganz wesentlich auch das bewusste Weglassen (im jeweiligen Rahmen), das man dann aber auch bezüglich der Fragen der Teilnehmer durchsetzen sollte, um den Zeitplan nicht kollabieren zu lassen.

Ich selber habe früher statt dessen der Einschätzung zugeneigt, dass es vorteilhaft ist, wenn Leute mal von Möglichkeiten gehört haben, die sie bei der Gelegenheit noch nicht ausreichend verstanden haben, um sie einzusetzen. Mein Argument dafür war, dass diejenigen sich dann im Bedarfsfall dunkel an die Möglichkeit erinnern und sich das konkret notwendige Wissen dann aneignen. Das ist allerdings ein Drahtseilakt; sinnvoll wohl nur für Fortgeschrittene.

Umfang des Schulungsinhalts

Ich denke, man muss sich damit abfinden, dass es schlicht unmöglich ist, einen Termin zu machen, nachdem die Leute alles kennen und können, was wichtig ist (das klappt nämlich sogar bei IT-affinen Leuten nicht einmal annähernd). Also muss man sich überlegen: Was ist für den Anfang wichtig? Meine Antwort:

  1. entschlüsseln

  2. verschlüsseln

  3. signieren

  4. Signaturen prüfen

und auch das nur für bereits eingerichtete Kommunikationspartner (und sich selber); denn typischerweise lernt man nicht wöchentlich neue OpenPGP-Nutzer kennen.

Aufteilung der Inhalte

Auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen empfehle ich die Aufteilung in drei Veranstaltungsarten:

  1. OpenPGP-Einrichtung (GnuPG & E-Mail)

    Interessenten, die OpenPGP noch nicht aktiv verwenden, wird zunächst – ohne jede vorherige Schulung oder die Beantwortung von Fragen – die nötige Software installiert, soweit das nicht schon passiert ist, ein Schlüssel mit sicher gespeichertem Offline-Hauptschlüssel erzeugt und die nötige Konfiguration vorgenommen. Anschließend wird die praxisrelevante Nutzung geübt.

    Das scheint die einzige Möglichkeit zu sein, in einem vertretbaren zeitlichen Rahmen zu effektiven Ergebnissen zu kommen. Mit Hintergrundwissen ohne Schlüssel ist den meisten Leuten nicht geholfen. Außerdem ist einiges von dem Hintergrundwissen sehr viel einfacher / schneller zu vermitteln, wenn die Teilnehmer schon wissen, wie das im Ergebnis (also im GUI oder im E-Mail-Client) aussieht. Umgekehrt ist aber die Nutzung der Basisfunktionen Verschlüsseln und Signieren von E-Mails auch (und das ohne große Risiken) möglich, ohne viel über Kryptografie im allgemeinen oder OpenPGP und GnuPG im speziellen zu wissen.

    Die Installation von Pidgin, OTR und ggf. einem XMPP-Account hat nicht direkt mit OpenPGP zu tun, ist aber mit wenig Aufwand verbunden und erhöht die Erfolgsaussichten der Schulung: Der Support wird einfacher, die Teilnehmer haben einen weiteren alltagstauglichen Zugang zu Kryptografie und man kann die Nutzung des Aspekts Fingerprint über ein anderes Medium erleben.

  2. Anfängerschulung

    Für Leute mit ein wenig OpenPGP-Nutzungserfahrung – also die Teilnehmer der Einrichtungsveranstaltung nach wenigen Wochen u.Ä. – gibt es die Anfängerschulung, in der sie lernen, was sie da eigentlich tun, wie das technisch funktioniert, worauf es dabei ankommt und wie sie die Technik auf höherem Niveau nutzen können, als sie das bisher tun. Bei dieser Gelegenheit können (im Anschluss an die Schulung) auch weitere Schlüssel (für ein insgesamt höheres Sicherheitsniveau, also nicht für Alltagsverwendung) erzeugt oder Zertifizierungen in sicheren Systemen mit dem vorhandenen Schlüssel o.Ä. durchgeführt werden. Außerdem gibt es einen Ausblick auf die Inhalte der Schulung für Fortgeschrittene und Anregungen, wie die Teilnehmer weitere Nutzer für OpenPGP (und andere Formen von Kryptografie) gewinnen können.

  3. Fortgeschrittenenschulung

    Die spannenden Sachen: Schlüsseldetails; das Web of Trust (WoT); Angriffe; GnuPG-Möglichkeiten aus der Kids, don't try this at home-Rubrik; Konfiguration von Details; gpg-split; ein Blick auf RfC 4880; Smartcards; qualifizierte Signaturen; SSH-Authentifizierung; Schlüsselrichtlinien für alle. Aus dem Kreis der Teilnehmer dieser Veranstaltung sollten sich neue Dozenten für die OpenPGP-Einrichtung und die Anfängerschulung ergeben.

Durchführung

OpenPGP-Einrichtung

Es hat sich als immens zeitaufwendig erwiesen, GnuPG-Neulinge in der Konsole die Schritte einer (per Beamer vorgeführten) Schlüsselgenerierung nachvollziehen zu lassen. Schwer zu sagen, warum. Aber man wartet nach jeder Kleinigkeit und verliert bei jedem Schritt Leute. Am Ende läuft man dann doch den Problemen an den einzelnen Rechnern hinterher, wobei es dann nicht nur Zeit kostet, das zu machen, was die User machen sollten, sondern auch, erst mal nachzuvollziehen, was sie verbockt haben.

Die erste grundlegende Änderung war deshalb, nicht mehr die Teilnehmer selber die Schlüsselerzeugung machen zu lassen, sondern das die Dozenten machen zu lassen. Dauert natürlich immer noch lange, aber dafür ist der Fortschritt planbar. Und hat den großen Vorteil, dass man eben keine Vortragsrunde und keinen Beamer benötigt. Man kann das parallel zu anderen Veranstaltungen machen.

Die zweite große Änderung war, die Schlüsselerzeugung von einem Script erledigen zu lassen, das sich um viele zeitaufwendige Dinge kümmert (und natürlich auch Fehler vermeidet). Die Teilnehmer erstellen sich eine ganz einfache Konfigurationsdatei, die die User-IDs beschreibt, und das Script erledigt den Rest.

Die nächsten Schritte: