Version 1.0, 13.01.2015
Aus mehreren Gründen ist es wünschenswert, dass eine Schulung nicht lange dauert, wobei es nicht nur um den zeitlichen Aspekt geht, sondern auch um die Menge an Information, mit der die Teilnehmer konfrontiert werden, und deren Nützlichkeit. Zwischendurch mal warten zu müssen und dadurch die eigene Anwesenheit einfach nur zu verlängern erscheint weniger schlimm als mit so viel Information bombardiert zu werden (auch wenn es nicht darum geht, sie sich zu merken), dass die Aufnahmekapazität erreicht (oder überschritten) wird.
Aus diesem Grund verzichte ich in meinen Schulungen auf einen Vortrag und die systematische Vermittlung von Hintergrundwissen, sondern konzentriere mich auf den praktischen Teil – natürlich rutschen einem beim Basteln immer mal wieder Anmerkungen heraus, außerdem stellen die Teilnehmer durchaus auch Fragen. Aber insgesamt sieht der Verlauf so aus, dass ich teils nacheinander, teils parallel alle Teilnehmer betreue und mit allen dasselbe mache. Wenn ich – wie zumeist – der einzige Dozent in meinen Schulungen bin, geht das gar nicht anders. Aber wenn mal weitere Helfer da sind, dann haben wir bisher quasi dasselbe gemacht, nur dass eben jeder weniger Leute zu betreuen hatte.
Diese Vorgehensweise erscheint mir inzwischen ineffizient. Folgende Effekte tragen dazu bei:
Erklärungen
Während der Installation und Konfiguration der Software erklären wir, was wir tun, und auch ein bisschen, warum. Das ist nur natürlich, denn es wäre eine komische Situation, voll konzentriert, aber schweigsam neben dem Rechnerbesitzer zu sitzen und einfach nur möglichst schnell die Arbeitsschritte abzuarbeiten.
Eingaben der Teilnehmer
An einigen Stellen sollen die Teilnehmer Daten eingeben. Etwa ihren Namen, ihre E-Mail-Adresse und ihr Mailpasswort, wenn Thunderbird noch nicht eingerichtet ist; bei der Schlüsselerzeugung die Passphrase; beim Anlegen eines XMPP-Accounts müssen sie entweder ihre E-Mail-Zugangsdaten eingeben oder (was es nicht beschleunigt) sich neue Daten ausdenken.
Das dauert immer reichlich lange; ein Vielfaches der Zeit, die jemand bräuchte, der mit dem Prozess vertraut ist und die einzugebenden Daten kennt.
Einzelerklärung der Bedienung
Es hat sich zwar als wenig sinnvoll erwiesen, die Einrichtung der Software mit allen gleichzeitig (per Beamer-Vorführung) zu machen, weil einerseits unterschiedlich viel installiert werden muss, andererseits unterschiedliche Software (Windows, Linux, MacOS) gebraucht wird. Vor allem aber, weil bei jedem Schritt irgendwer Probleme hat, man also entweder zugig voranschreitet und bei jedem Schritt irgendwen verliert oder auf den letzten wartet, was ein Effizienzalptraum ist.
Es spricht aber nichts dagegen, die Bedienung der fertigen Software allen gleichzeitig vorzuführen – ohne dass sie das gleich am eigenen Rechner nachvollziehen. Auch wenn jemand Apple Mail verwendet (das man auch kurz zeigen könnte), wäre die Enigmail-Vorführung für ihn sehr hilfreich.
Dieser Teil, die Erklärung (und später das Üben) der Nutzung des fertigen Systems sollte der Hauptinhalt (zeitlich und von der Aufmerksamkeit der Teilnehmer) einer Schulung sein.
Wenn mindestens zwei Dozenten da sind, kann man folgendes machen:
Ein Dozent betreut alleine alle (oder, bei mehr als zwei Dozenten) einen Teil der Rechner: Er installiert die nötige Software und richtet sie ein. Das geht sehr schnell, und die Teilnehmer werden davon nicht belastet.
Die nötigen Daten der Teilnehmer werden (bis auf das Mailpasswort) vorher aufgeschrieben; idealerweise schon vor der Schulung per Mail mitgeteilt. Wenn alle Rechner auf dem Stand sind, dass ein Passwort eingegeben werden muss, kommen alle Teilnehmer kurz an ihren Rechner und machen das. Falls neue XMPP-Accounts eingerichtet werden und bei der Schlüsselerzeugung wird ein Standardpasswort verwendet, das die Teilnehmer hinterher ändern.
Nachdem die Teilnehmer ihre Daten aufgeschrieben haben, nehmen sie alle zusammen an einer Vorführung des zweiten Dozenten teil, der ihnen das System zeigt, wie es nach der Installation aussieht. Dort werden die Standardaktionen mehrfach vorgeführt und Fragen beantwortet. Das dauert so lange, bis die (ersten) Rechner fertig sind. Auch die von den Teilnehmern dann gleich durchzuführende Änderung des XMPP-Passworts und der Passphrase wird dort gezeigt.
Zeitersparnis
Man ist viel schneller fertig bzw. kann mit derselben Anzahl Dozenten mehr Teilnehmer betreuen.
Aufmerksamkeitsfokussierung
"Unnütze" Information wird von den Teilnehmern ferngehalten und kann sie dementsprechend nicht mehr verwirren. Die ganze Veranstaltung erscheint den Teilnehmern viel einfacher, weil sie weniger verstehen und sich weniger merken müssen und außerdem das, was sie lernen müssen, öfter üben.
Qualifikation der Dozenten
Sowohl das Vorführen der Standardaktionen als auch die Einrichtung der Software sind nicht schwer. Man braucht dafür keine besonders sachkundigen Leute. Es reicht also aus, dass man einen wirklich kompetenten Dozenten hat – für die nicht trivialen Fragen.
Abstimmung der Aktionen der Teilnehmer
Es erweist sich in der Praxis als schwierig, Aktionen hinzubekommen, die die Kooperation aller Teilnehmer erfordern. Ein praxisrelevantes Beispiel dafür ist eine Mini-Keysigningparty. Während der Einrichtungsphase wird (z.B. im Chatraum) eine Liste der Fingerprints erstellt. Wenn die Teilnehmer wieder an ihrem Rechner sind, liest jeder seine Fingerprints (OTR & OpenPGP) vor, alle anderen vergleichen.
Qualitätssicherung
Es wird einfacher sicherzustellen, dass die Inhalte für alle Teilnehmer gleich sind (man nicht bei irgendwem etwas vergisst).
Von großer Bedeutung ist das bei der "Crypto-Werbung" in der Mail-Textsignatur. Aus zeitlichen Gründen untergleibt das derzeit bei vielen, was ein erheblicher Verlust ist.
Diejenigen (wenigen), die in der Lage sein möchten, anderen die Software einzurichten, kommen einfach zu einem zweiten Termin und schauen dem Installationsdozenten zu. Dann sehen die denselben Vorgang gleich mehrfach, was das Gelernte festigen sollte.