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für die Presse

Seit den "Enthüllungen" über das Abgreifen von Daten im Internet durch vor allem amerikanische und britische Behörden ist das Interesse der Medien an Cryptopartys enorm. Diese Seite soll Anregungen liefern, um die Berichterstattung zu verbessern. Sie geben den Blick eines Kryptoexperten wider, der in der Schulungsszene in vielfältiger Weise aktiv ist.

Ebene der Betrachtung: Gesamtwirkung der Bewegung vs. einzelne Veranstaltungen

Die bisherige (Juli 2013) Berichterstattung hat sich auf die Schilderung einzelner Veranstaltungen konzentriert; sie hat den Charakter einer Antwort auf die naheliegende Frage der Leser / Zuhörer / Zuschauer: Lohnt es sich für mich, so eine Veranstaltung zu besuchen? Leider wird dabei die größere Frage nach dem Gesamteffekt ausgeblendet. Ganz egal, wie gut oder schlecht diese Veranstaltungen sind: Wenn in Deutschland pro Monat 1.000 Menschen geschult werden (was derzeit eine sehr wohlwollende Schätzung wäre), wäre das im Ergebnis schlicht irrelevant. Es mag sein, dass die Technik in bestimmten Szenen eine hohe Verbreitung findet, aber für 99% der Bürger änderte sich dadurch nichts.

IT-Sicherheit ist ein kompliziertes Thema. Sich dies aus eigener Kraft zu erarbeiten, ist für die meisten Menschen nicht empfehlenswert. Der Sicherheits-Guru Bruce Schneier hat das Problem schon mehrfach gut auf den Punkt gebracht:

Es ist riskant, sich in das Thema einzuarbeiten, ohne dass viel Fachkompetenz im Spiel ist. In dem Fall ist das Ergebnis des gut gemeinten Bemühens leicht die Illusion von Sicherheit statt echter Sicherheit. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass es irgendwann viele Leute gibt, die auf diesem Gebiet gut informiert sind, ohne eine (gute!) Schulung besucht zu haben.

Damit sich in puncto Datensicherheit im Internet Bedeutendes verändert, muss die Anzahl derjenigen, die die entsprechende Technologie benutzen können und wollen so groß sein, dass sie als Gruppe politisch und wirtschaftlich relevant werden. Letzteres bedeutet, dass diese Gruppe ein Vielfaches der Größe der Gruppe der Nutzer von Linux usw. erreichen muss. Ein oder zwei Millionen Nutzer haben nicht zur Folge, dass die großen Anbieter ihre Technik umbauen. Damit Kryptografie sowohl in der privaten Kommunikation als auch im Umgang mit Unternehmen eine Rolle spielt, sind vielleicht zehn Millionen Nutzer erforderlich, und die müssen in überschaubarer Zeit da sein, in spätestens zehn Jahren, besser fünf.

Das heißt umgekehrt, dass jede Aktivität der Krypto-Community, die keine Strategie vorweisen kann, wie in der genannten Zeit realistischerweise zehn Millionen Nutzer generiert werden können, keine gesellschaftlich relevante Auswirkung haben wird. Es erscheint deshalb angebracht, dass die Medien sich weniger darauf konzentrieren, wie einzelne Veranstaltungen ablaufen – das kann sich schnell ändern und muss nicht repräsentativ sein –, sondern sich mehr mit der Frage befassen, wie die Bewegung sich entwickelt, ob sie die kritische Masse (und Qualität) erreicht.

einzelne Veranstaltungen

Was unterscheidet eine gute Cryptoparty von einer schlechten Cryptoparty? Wann ist die Gesamtheit der Cryptopartys gut, wann schlecht?