Hochschulen dürften zusammen mit Schulen (siehe dort für weitere Aspekte, die auch auf Hochschulen zutreffen) der geeignetste Ort sein, um OpenPGP-Schulungsangebote zu etablieren:
Teilnehmer: ausreichend große Erst-Zielgruppe
An den meisten Hochschulen gibt es Studiengänge, die dem Thema nahestehen: beispielsweise Informatik, Mathematik, Physik, die (Wirtschafts-)Ingenieure. Man darf also damit rechnen, an einer Hochschule in relevanter Zahl auf Leute zu treffen, auf die man nicht erst wochenlang einreden muss, damit sie die Relevanz des Themas anerkennen und sich vorstellen können, so eine Schulung zu besuchen.
Neben der technischen Kompetenz ist das Problembewusstsein entscheidend dafür, ob jemand auf solche Angebote eingeht. Dieses Bewusstsein soll bei Politologen, Soziologen, Kulturwissenschaftlern u.Ä. seit Snowden sehr ausgeprägt sein, so dass auch diese Fraktion eine leicht erreichbare Zielgruppe sein könnte.
starke soziale Vernetzung
Eins der größten Probleme bei Cryptopartys ist, dass viele Teilnehmer keine Kontakte für den Einsatz der Technik haben. Das reduziert den Nutzen dramatisch (und damit vorab die Motivation); im Extremfall wird das Gelernte in kurzer Zeit völlig vergessen, weil es nie angewendet wird.
An Hochschulen ist das Gegenteil der Fall: Die Teilnehmer einer Schulung kennen einander und kommunizieren miteinander, und das noch jahrelang. Es sind also keine Ausfälle nach einer Schulung auf Grund von Nichtnutzung zu erwarten.
gute Bewerbungsmöglichkeiten
Es sollte kein großes Problem sein, in vielen großen Vorlesungen kurz Zeit zu bekommen, um auf Schulungsangebote hinzuweisen. Hier und dort mag es auch ermöglicht werden, dauerhaft ein entsprechendes Plakat aufzuhängen.
neue Dozenten – Verstetigung des Angebots
Durch die vielen fachlich affinen Studenten sollte es möglich sein, in kurzer Zeit relativ viele Dozenten für Schulungen zu rekrutieren, so dass sich das Thema schneller und mit größerer Wahrscheinlichkeit an der Hochschule verselbständigt, als es an einer Schule der Fall sein dürfte.
Ausweitung auf andere Studiengänge
Wenn man in den "Klischee-Studiengängen" (Informatik, Mathematik; womöglich auch Politologie u.Ä.) eine hohe Durchdringung erreicht hat, wird das in den anderen Studiengängen die Einsicht fördern, dass dies nicht nur ein weiteres Nerd-Thema ist, und dadurch die dortige Nachfrage fördern.
die zukünftigen Mathelehrer
Über die kurz vor ihrem Abschluss stehenden Mathestudenten, von denen viele ja Mathelehrer werden, könnte es gelingen (wenn man die denn gut zu fassen kriegt), das Know-How relativ schnell an viele Schulen zu bekommen.
Größe
Mit etwa demselben Aufwand, die erste Gruppe von Leuten zu qualifizieren, erreicht man an einer Hochschule viel mehr Leute als an einer Schule.
Praktika
Über ihre Praktika bekommen die Studenten schon vor ihrem Abschluss Kontakt zu Unternehmen und können ihr Know-How dort verbreiten (oder dort zumindest Interesse an dem Thema wecken und auf Schulungsmöglichkeiten hinweisen).
Einfach massenhaft Professoren per E-Mail zu kontaktieren, damit sie die Aktion unterstützen, hat sich als unergiebig erwiesen. Ein paar Empfehlungen:
Lehrstuhlmitarbeiter
Die Kooperation der Professoren dürfte wahrscheinlicher werden, wenn sie mindestens einen Mitarbeiter am Lehrstuhl haben, der sich mit der Technik schon halbwegs auskennt (und sie das wissen, man es also konkret anspricht). Die Wahrscheinlichkeit, von mehreren Mitarbeitern wenigstens einen dafür zu gewinnen, dürfte hoch sein.
Für den Anfang kann man sich auf die für Erstsemester relevanten Lehrstühle beschränken.
Außerdem kann man dann versuchen, den einen oder anderen bereits geschulten Mitarbeiter auf die Veranstaltungen für Erstsemester zu bekommen und das auch so anzukündigen. Oder die das selber (bzw. ihren Prof) in ihrer Vorlesung anzukündigen. Dadurch bekämen die Schulungen ein höheres Gewicht.
Schirmherren
Ebenso dürften die Erfolgsaussichten steigen, wenn man nicht selber (als Unbekannter) die Professoren kontaktiert, sondern das jemand Wichtigen oder eine Organisation von entsprechendem Rang übernehmen lässt. siehe hier
Erstsemester
Erstsemester haben – jedenfalls in den ersten Tagen und Wochen – überwiegend eine sehr angenehme Eigenschaft: Sie tun, was man ihnen sagt (insbesondere, wenn sie es sowohl von den älteren Studenten in den Einführungsveranstaltungen als auch von allen ihren Professoren gesagt bekommen). Normalerweise bekommt man nur diejenigen auf Schulungen, die schon überzeugt sind, oder die wenigen, die man kurzfristig überzeugen (oder wenigstens konkret interessieren) kann. Bei den Erstsemestern besteht dagegen eine relevante Chance, viele von ihnen nicht auf diesem Weg, sondern schlicht über den Gruppendruck zu bekommen.
Wenn man einen Großteil – 30%? – der Erstsemester zu fassen bekommt, müsste sich die Technik in dem Jahrgang nach und nach weiterverbreiten, bis fast alle sie nutzen. Eine solche Durchdringung würde sich auch auf die höheren Semester auswirken.
Vorveranstaltung für die Engagierten
Einerseits möchte man, dass mehr oder weniger alle Studenten in die Lage versetzt werden, die Technik zu nutzen, andererseits möchte man natürlich auch Studenten als Dozenten und Organisatoren für zukünftige Schulungen gewinnen. Es mag hilfreich sein, ein paar Tage vor dem richtigen Termin einen kleineren für diejenigen Studenten anzubieten, die konkret Interesse haben, die Technik später anderen beizubringen. Einerseits hat man dann auf der eigentlichen Schulung mehr Helfer und dadurch ein besseres Erlebnis für die anderen Teilnehmer (bzw. die Möglichkeit, mehr Teilnehmer zu versorgen), andererseits üben diejenigen von der Vorveranstaltung dann schon mal, anderen die Technik beizubringen oder jedenfalls einzurichten, was ihre Bereitschaft, später eigene Veranstaltungen durchzuführen, stark erhöhen dürfte.