Strategie: Empfehlungen für Veranstaltungen an Schulen
Checkliste: technische Vorbereitungen für eine Schulveranstaltung
Es gibt wohl – ganz abgesehen von ihrer Verpflichtung, den Schülern das in der modernen Welt nötige Wissen zu vermitteln – keinen besseren Ort, um OpenPGP-Schulungen durchzuführen, als Schulen:
Verstetigung durch potentielle Dozenten
Zumindest an jeder Schule, die zum Abitur führt, sollten sich genügend Leute mit Interesse, fachlichem Talent und Vorwissen – (Mathe-)Lehrer und Schüler – finden, um solche Schulungen in Zukunft innerhalb der Schule, ohne externe Hilfe, durchführen zu können. Angesichts der bisher bescheidenen Anzahl qualifizierter Dozenten ist es von größter Bedeutung, Schulungen durchzuführen, die zu (vielen) weiteren Schulungen (im weitesten Sinn) führen.
Nutzen und Erfolg durch hohe soziale Lokalität
Eins der größten Probleme bei OpenPGP-Schulungen ist, dass die Geschulten kaum Kontakte für den Einsatz der Technik haben. Das reduziert den Nutzen (und damit vorab die Motivation); im Extremfall wird das Gelernte in kurzer Zeit völlig vergessen, weil es nie angewendet wird.
In Schulen ist das Gegenteil der Fall: Die Teilnehmer einer Schulung kennen einander und kommunizieren miteinander. Es sind also keine Ausfälle nach einer Schulung auf Grund von Nichtnutzung zu erwarten.
Qualität der Technik
Es wird an einer Schule immer ein paar Leute geben, die auf Grund von Fähigkeiten und Interesse die Technik auf hohem Niveau einsetzen. Wer diese Leute sind, wird allgemein bekannt sein. Durch deren "permanente Verfügbarkeit", womöglich verstärkt durch das Schülern nicht fremde Konkurrenzdenken (Mein Schlüssel ist besser als Deiner...
), ist damit zu rechnen, dass die anderen Schüler die Technik auf einem höheren Niveau einsetzen als die Teilnehmer normaler Schulungen (die überwiegend kaum Kontakt zu Experten haben).
Es ist natürlich auch damit zu rechnen, dass die Experten eine gewisse Aktivität entwickeln, um das Niveau ihrer Mitschüler zu heben.
permanente Verfügbarkeit: Flexibilität bei den Angeboten
Da es möglich ist, in quasi beliebiger Häufigkeit Schulungen anzubieten, ist ein breites Spektrum an Angeboten möglich. Niemand muss das mehr an einem Tag lernen; die Wissensvermittlung kann über Jahre gestreckt werden. Man verliert also niemanden dadurch, dass ihm das "zu hoch" ist.
sozialer Druck
Wenn ein Großteil der Mitschüler die Technik nutzt (und dieser Anteil dürfte zu den höheren Klassen immer weiter steigen), dann wird es schwierig, sich dem mit einem billigen brauche ich nicht
zu entziehen. Auch Das ist mir zu kompliziert
ist dann keine Option mehr: Wenn fast alle das machen, riskiert man, sich damit lächerlich zu machen.
dienstliche Nützlichkeit
Eine Schule kann sogar konkret von der Technik profitieren, allerdings wohl weniger durch die Verbreitung bei Schülern, sondern vor allem durch die Verbreitung bei den Eltern (vertrauliche Mitteilungen; elektronische (nicht fälschbare) Entschuldigungen).
Umfeld: erweiterte Zielgruppe
Wenn die Technik an einer Schule – wegen entsprechender Aktivitäten der Schule – sehr präsent ist (d.h. von vielen genutzt wird), dann sollte das auch auf das engere Umfeld der Schüler abstrahlen: Eltern und Geschwister, vielleicht sogar Freunde und weitere Verwandte, wenn die Schulungen entsprechend öffentlich sind. Förderlich für die Einbeziehung der Eltern dürften diese Effekte sein:
Viele Eltern haben untereinander Kontakt.
Die Kommunikation mit der Schule mag einfacher und / oder besser werden.
andere Schulen
Wenn dieses Thema an einer Schule fest verankert ist, dann wird sie dafür öffentliche Anerkennung erfahren: Die grundsätzliche Bedeutung der Technik wird ja inzwischen nicht mehr bestritten. Dadurch entsteht Druck auf andere Schulen (in der Gegend), dabei nicht mehr außen vor zu bleiben (wofür es zudem keinen guten Grund gibt).
Und die anderen Themen? Cryptopartys decken zumeist einiges mehr ab als nur OpenPGP. Allerdings ist dies eine OpenPGP-Website, und dieses Thema dürfte das komplizierteste sein; ein guter Startpunkt für den Rest. Die meisten anderen Technologien haben zudem keine vergleichbaren Netzwerkeffekte. Wenn es gelingt, an einer Schule OpenPGP zu etablieren, wird sie an den anderen Cryptoparty-Themen nicht scheitern.
Gerade weil Schulen ein derart lohnendes Ziel sind, werden sich zumeist mühelos externe (ehrenamtliche) Dozenten finden, die eine oder mehrere Schulungen durchführen. Gerade weil die Aussichten an einer Schule aus den o.g. Gründen gut sind, ohne große Anstrengung ein höheres Niveau zu erreichen, sollte man allerdings darauf achten, dafür jemanden zu finden, der auch wirklich Ahnung davon hat – und nicht nur schon mal 'ne verschlüsselte Mail verschickt hat
.
Es ist vermutlich sinnvoll, dass der harte Kern der Interessierten Schüler und Lehrer erst mal selber auf eine Schulung geht, damit bei dem ersten Termin in der Schule die eigene Aufmerksamkeit nicht komplett vom Inhalt in Beschlag genommen wird, sondern diejenigen sich auf die Reaktionen ihrer Mitschüler und Kollegen konzentrieren können, um daraus für die späteren, selbst durchgeführten Veranstaltungen zu lernen. Außerdem sollten sich auch die anderen Teilnehmer auf den Termin vorbereiten; das ist jeweils mit dem Dozenten zu klären (dürfte aber zumeist in diese Richtung gehen).
Für entsprechende Kontakte siehe die Angebotsübersicht. Alternativ kann eine interessierte Schule natürlich auch an IT-Organisationen (Vereine usw.) in ihrer Gegend herantreten.
Für Schulen in Berlin und Umgebung sowie – seltener und mit einiger Vorlaufzeit – Hamburg und Schleswig-Holstein bietet der Betreiber dieser Seite selber Veranstaltungen in Schulen an.